Der Roboter und die Prinzessin

Premiere: November 2024

Frühjahresputz gerät außer Kontrolle

Lustige Schattentheaterinszenierung für Kindergarten und Grundschule

Die Prinzessin erholt sich bei einer kleinen Shoppingtour von ihren königlichen Pflichten. Im Schloss soll ihr Freund – der kleine Roboter – derweil den Frühjahresputz wuppen. Voller Elan macht sich der Roboter an die Arbeit. Alles läuft ganz prima, bis er bemerkt, dass er Höhenangst hat und das Dach nicht putzen kann. Jetzt ist guter Rat teuer. Aber da kommt ihm eine Idee: Was, wenn er sich einen zweiten Roboter baut? Einen Roboter mit stärkeren Sensoren! Mit Sensoren wie Drahtseilen! Gesagt, getan. Und nach einigen Stunden ist er fertig: der Dachbert 3000.  Dachbert soll das Dach inspizieren, reinigen und dafür sorgen, dass es nach der Reinigung nie wieder schmutzig wird. 

Der kleine Roboter ist mächtig stolz auf Dachbert und es dauert nicht lange, bis er sich überlegt, weitere Putzmaschinen für die vielfältigen Reinigungsaufgaben im Schloss zu bauen. Zunächst läuft alles gut, aber dann fliegen die ersten Dachziegel vom Dach herunter, die Ritterrüstung im Schlosskeller erwacht zum Leben und das königliche Pony trabt in Sneakern über die Koppel. Wird es dem kleinen Roboter gelingen, die Horde wildgewordener Putzmaschinen unter Kontrolle zu bekommen, bevor die Prinzessin nach Hause kommt?

 

Sneak Peek

Erste Einblicke in den Inszenierungsprozess: Der Roboter und die Prinzessin

Dieses Bild zeigt die Schattentehaterbühne von vorne. An der oberen Längsante ist eine Stange angebracht, die hier als Kleiderstange fungiert. An der Stange hänge kleine selbstgebastelte Drahtkleiderbügel, auf denen jeweils ein Kleidungsstück aus bunter Folie hängt. Zusammen stellen die Kleider den Kleiderschrank der Prinzessin dar.
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Kooperationsprojekt mit Kindergarten in der Eifel

Die Schattentheaterproduktion „Der Roboter und die Prinzessin“ entsteht in Zusammenarbeit mit dem katholischen Familienzentrum Lammersdorf in der Städteregion Aachen und wird vom NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste sowie vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Programms Ökokult gefördert. Ziel meines Projektes ist, Kinder an der Produktion einer professionellen Puppentheaterinszenierung zu beteiligen, sie den kompletten Entstehungsprozess einer Inszenierung miterleben zu lassen und sie an das Medium Schattentheater heranzuführen.

Unsere gemeinsame Forschungszeit ist Ende April mit einer kleinen Präsentation zu Ende gegangen, bei der ich den Kindern erste Szenen aus dem Stück gezeigt habe. In den kommenden Monaten entsteht nun die vollständige Inszenierung. Die Premiere von „Der Roboter und die Prinzessin“ ist für September 2024 vorgesehen. 

Ihr wollt den Probenprozess mitverfolgen? Folgt mir auf Instagram: @yvonnedicketmueller

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Ab Mitte Juni werde ich auf Instagram immer mal wieder Fotos aus dem Probenprozess posten. Ich freue mich, wenn ihr mich bei den Proben zu „Der Roboter und die Prinzessin“ begleitet!

Das Bild zeigt drei Schattenfiguren, die von Kindern an der Bühne geführt werden: ein Roboter und zwei Prinzessinnen.
Das Bild zeigt zwei ausgeschnittene Eiswaffeln, bei denen die Kugeln mit Transparentpapier hinterklebt sind.

Gemeinsam Ideen sammeln

Making-of "Der Roboter und die Prinzessin"

Von Februar bis April 2024 war ich an mehreren Terminen im Kindergarten und habe dort zusammen mit den Kindern überlegt, welche neue Geschichte ich mit meiner mobilen Puppenbühne – dem RoboTheater – auf die Bühne bringen könnte. Fest stand, dass es eine Robotergeschichte sein sollte und die Geschichte als Schattentheater umgesetzt werden würde. Alles andere war offen und die Kinder haben, selbst überlegt, an welchen Inhalten sie Freude haben. Es wurden Geschichten mit missgelaunten Regenbögen vorgeschlagen; eine Geschichte über einen dicken Roboter, der in einem Zelt vor sich hin gammelt, wo er nichts anders macht, als futtern und Netflix schauen; eine Geschichte über eine Mülltonne, die von einer Karriere als Rakete träumt; einem Roboter, der im Meer schwimmt, von einem Auto, das ganz lange fährt, bis es Schokolade findet, eine Geschichte von einem Hund, der allein zu Hause ist, aber schon etwas zu essen hat; eine Geschichte über einen Roboter, der das Haus putzt; eine Geschichte über einen Roboter mit Krone und einen als Tannenbaum getarnten Bösewicht und immer wieder: Prinzessinnen und Schlösser.

Das Bild zeigt mehere Flachfiguren aus schwarzem Tonpapier, die vor einem Bücherregal im Kindergarten in Lammersodrf hängen.
Das Bild zeigt Dachbert aus Der Roboter und die Prinzessin.
Das Bild zeigt eine Schattentheaterfigur aus schwarzem Tonpapier mit riesigen Eiswaffeln in den Händen.

Der Roboter und die Prinzessin

Eine neue Geschichte entsteht

Die Kinder waren unglaublich kreativ und wahrscheinlich habe ich in der Projektzeit so viel Material gesammelt, dass ich vermutlich zehn verschiedene Inszenierungen auf Basis der Vorschläge der Kinder machen könnte. Auswählen war also angesagt. Ich habe dann versucht, mehrere Ideen der Kinder in einer Geschichte zusammenzufassen. Gleichzeitig habe ich darauf geachtet, dass sich diese Geschichte mit den Mitteln des Schattentheaters gut inszenieren lässt. Herausgekommen ist „Der Roboter und die Prinzessin„. 

Schattentheater

Kinder bauen ihre Lieblingsfiguren

Im weiteren Projektverlauf habe ich den Kindern die Geschichte vorgelesen. Die Kinder hatten dann die Möglichkeit, ihre Lieblingsfiguren aus „Der Roboter und die Prinzessin“als Schattenfiguren zu bauen und an meiner mobilen Schattentheaterbühne auszuprobieren.

Kolossus im Urlaub

Der Roboter und die Prinzessin, Teil 2

Während die Kinder ihre Lieblingsfiguren aus schwarzem Ton- und buntem Transparentpapier gebaut haben, kamen wie von selbst neue Ideen, was die Figuren noch so alles erleben könnten. Eine Figur aus „Der Roboter und die Prinzessin“ hat die Kinder dabei besonders fasziniert: der Kollossus E95. Der Kollossus ist riesig, hat rot glühende Augen und gefährlich malmende Metallkiefer. Am Ende stellt sich aber heraus, dass auch Kollossus eine feinfühlige und sanfte Seele hat und außerdem eine Schwäche für alles Schöne. Hervor sticht insbesondere sein exquisiter Modegeschmack und seine Vorliebe für zarte rosa Kleider.

Die Kinder hatten die Idee, dass Kolosses in einer zweiten Geschichte in den Urlaub fahren könnte. Dort isst er viel Eis, geht schwimmen, liest ein Buch, spielt Gitarre, findet einen Dinosaurierknochen und kehrt am Ende mit einem Baby-Kollossus ins Schloss zurück.

Der Roboter und die Prinzessin

Die komplette Geschichte

Es waren einmal ein Roboter und eine Prinzessin. Zusammen lebten die beiden in einem Schloss. Alles war ganz wunderbar, bis die Prinzessin eines Tages sagte: „Oh, Mann. Ich hab überhaupt nichts anzuziehen!“ Und so machte sie sich auf den Weg in die Stadt, um einzukaufen. Die Erfahrung hatte nämlich gezeigt, dass so ein Kleidereinkauf eine höchst komplizierte Sache war. Das konnte die Prinzessin nicht einfach einer Dienerin überlassen. Nein. Da musste die Prinzessin schon selber ran. Mal ganz davon abgesehen, dass sie auch einfach unheimlich gerne einkaufen ging. Und so eine kleine Shopping-Tour in der Stadt war eine hervorragende Gelegenheit, sich mal von den anstrengenden Prinzessinnenpflichten im Schloss zu erholen. Genau heute passte es besonders gut, denn der alljährliche Frühjahresputz stand an. Diese lästige Aufgabe übertrug die Prinzessin nur allzu gerne ihrem Freund, dem Roboter.

Jetzt denkt ihr vielleicht: Boah, gemein! Der arme Roboter muss die ganze Arbeit machen. Aber ganz so war es nicht. Im Gegenteil. Der Roboter freute sich, eine so wichtige Aufgabe übertragen zu bekommen und machte sich sofort begeistert an die Arbeit. Als Erstes schnappte er sich den Staubsauger. Aber dann fiel ihm plötzlich ein, dass er mal gehört hatte, dass man grundsätzlich immer von oben nach unten putzen sollte. Mit dem Saugen der Böden anzufangen war also falsch, denn die waren ja schließlich unten … die Tische in der Schlossküche! Na klar! Die musste er zuerst abwischen!

Der Roboter marschierte also in die Schlossküche und begann, die Tische abzuwischen. Tatsächlich rieselten auch schon nach kurzer Zeit die ersten Krümel auf den Boden. Puh, war er da froh, dass ihm gerade noch rechtzeitig die Von-Oben-Nach-Unten-Putzregel eingefallen war, sonst hätte er wegen der Krümel glatt noch einmal saugen mü … Moment mal! Oben anfangen! Das Dach! Der Roboter überlegte kurz. War das Dach beim letzten Frühjahrsputz gereinigt worden? Nein, oder? Nein, bestimmt nicht. Damals hatte schließlich die kleine Prinzessin gefrühjahresputzt und die war bestimmt nicht aufs Dach geklettert. Das wäre ja auch viel zu gefährlich gewesen. Na ja, umso besser, dass die Prinzessin den Frühjahresputz in diesem Jahr ihm übertragen hatte. Er würde seine Aufgabe robotergründlich erledigen. Die Prinzessin würde staunen!

Der Roboter machte sich also auf den Weg aufs Dach. Aber als er dort ankam, genügte ein Blick nach unten in die Tiefe, und der Roboter wusste, dass den Job jemand mit stärkeren Sensoren übernehmen musste. Er selbst hatte Höhenangst. Der Roboter musste sich also Hilfe holen. Nur, wer könnte ihm helfen? Die Prinzessin war unterwegs und einen anderen Roboter gab es im Schloss nicht. Ein anderer Roboter! Das war es. Er würde einen zweiten Roboter bauen. Einen mit starken Sensoren. Sensoren wie Drahtseile!

Der Roboter machte sich direkt an die Arbeit und nach einigem Hämmern, Sägen und Schrauben war er da: der Dachbert 3000. Dachbert war ein kleiner, glänzender Roboter. Seine Form erinnerte ein wenig an einen Krebs, denn auch er hatte an einer Seite eine große Zange. Sein anderer Arm jedoch bestand aus einer Bürste. Uns das Wichtigste: Dachbert hatte keine Höhenangst! Dachbert würde das Schlossdach gründlich inspizieren, reinigen und dafür Sorge tragen, dass das Schlossdach danach nie wieder dreckig werden würde.

Der Roboter war mächtig stolz auf Dachbert und während er losmarschierte, um Dachbert auf dem Dach abzusetzen, überlegte er sich, dass er ja noch viel mehr Putzroboter bauen könnte. Dachbert war auf das Reinigen von Dächern spezialisiert. Aber was war mit dem königlichen Ponystall, der Ahnengalerie, den riesigen Fensterscheiben im Ballsaal und den vielen kleinen und kleinsten Zwischenräumen an den Ritterrüstungen im Schlosskeller? Das waren alles hochspezielle Putzaufgaben! Und für jede einzelne dieser Aufgaben würde er, der Roboter, eine Lösung konstruieren. Und zwar eine nachhaltige. Es würde Putzmaschinen bauen, die nicht nur putzen, sondern auch dafür sorgen würden, dass die Dinge dauerhaft sauber blieben. Die Prinzessin würde staunen, wenn sie zurückkam.

Voller Elan machte  sich der Roboter an die Arbeit. Und nach einigen Stunden konzentrierter Arbeit hatte der Roboter vier – nein eigentlich sieben – weitere Spezialputzmaschinen erschaffen:

Zum einen gab es da den Großväterchenentstauber 200, der die Ahnengalerie vom Staub der Zeit befreien würde. Dann die XXL Poliermarie, die für die riesigen Fensterscheiben im Ballsaal verantwortlich war, Zahnbürstenschrubboline, die sich um die Ritterrüstungen kümmern würde und für den Ponystall, den Ponymaster 4000. Wobei der Ponymaster eigentlich kein einzelner Roboter war, sondern ein komplettes Team von drei perfekt aufeinander abgestimmten Spezialreinigungsmaschinen: Ausmistolin war für die Reinigung des Stalls zuständig, Schmiedolin würde dafür sorgen, dass das königliche Pony von nun an immer saubere Füße hatte und Striegolin war für alles verantwortlich, was an einem Pony Staub ansetzen konnte. Allem voran natürlich das Fell, die Mähne und der Schweif.

Die Putzmaschinen machten sich an die Arbeit und der Roboter ging seine Akkus im Turmzimmer aufladen. Er war ziemlich zufrieden mit seiner Arbeit und konnte kaum erwarten, dass seine Freundin, die Prinzessin, nach Hause kam. Der Roboter war gerade so richtig tief in die Kissen des Sofas gesunken, als er ein schepperndes Geräusch hörte. Irgendetwas war auf den Boden aufgeschlagen und zu Bruch gegangen. Der Roboter sprang auf. Da sah er durch das Fenster, wie etwas vorbeiflog und kurz darauf am Boden zerbarst. Der Roboter eilte zum Fenster und blickte hinaus. Tief unter sich, am Fuße des Schlosses, konnte er Tonscherben liegen sehen. Wo kamen die denn her? Der Roboter schaute nach oben. Er konnte sich gerade noch rechtzeitig ducken, als ihm plötzlich eine Dachziegel entgegenkam. Dachbert!

Der Roboter stürmte los. Er ließ das Turmzimmer hinter sich, rannte den Flur entlang, durch die Ahnengalerie, wo zumindest der Großväterchenentstauber noch wie geplant seiner Arbeit nachging. Wobei … nein! Schlagartig blieb der Roboter stehen und betrachtete die Gemälde. Die Vorfahren der Prinzessin trugen plötzlich hochmoderne Frisuren, Kleider nach der neuesten Mode und auch die Bärte der Herren, hatte er irgendwie anders in Erinnerung. Der Roboter ging einige Meter zurück und beobachtete den Großväterchenentstauber bei der Arbeit. … Der Großväterchenentstauber arbeitete viel zu gründlich! Der Roboter hatte ihn so programmiert, dass er den Staub entfernen und dann dafür sorgen sollte, dass die Bilder nicht wieder erneut verstaubten. Er hatte dabei an irgendeine Spezialbeschichtung oder so was gedacht. Aber der Großväterchenentstauber hatte offenbar eine ganz andere Auffassung von Ahnenentstaubung. Er hatte den Staubquast, mit dem ihn der Roboter ausgestattet hatte, selbstständig gegen einen Pinsel eingetauscht und konzentrierte sich jetzt auf die altmodischen Outfits und Frisuren der Menschen auf den Bildern. Jeden einzelnen der altehrwürdigen Ahnen der Prinzessin unterzog er einem Umstyling.

Der Roboter versuchte, den Großväterchenentstauber aufzuhalten. Er hielt ihn fest, versuchte ihm den Pinsel wegzunehmen, aber der Großväterchenentstauber schwang stur und unbeirrt weiter seinen Malarm. Er pinselte überallhin, wo er – eingeschränkt durch den ihn festhaltenden Roboter – nur dran kam. Das Ergebnis war verheerend.

Aber das war noch nicht das Schlimmste. Denn jetzt erklang das laute Klirren zerspringender Fensterscheiben aus dem Ballsaal: die XXL Poliermarie! War die jetzt auch außer Kontrolle geraten? Der Roboter stürmte Richtung Ballsaal. Beinahe wäre es dabei mit einer Ritterrüstung zusammengestoßen, die gerade schwertschwingend die Kellertreppe hoch gescheppert kam. Die Rüstung war blitzeblank poliert. Genau so, wie er es Zahnbürstenschrubboline aufgetragen hatte. Aber warum marschierte sie durch das Schloss? Und wieso schwang sie ein riesiges Schwert?

Der Roboter stellte die Rüstung zur Rede: Was tust Du hier? Aus dem Inneren der Rüstung antwortete Schrubboline prompt: „Ich trainiere, um die Gelenke geschmeidig zu halten. Die Rüstung war schon seit mindestens 300 Jahren nicht mehr so gut in Form.“ In dem Moment fiel Visier der Rüstung zu. Plötzlich blind hieb die Rüstung mit dem Schwert eine Vase entzwei. Die Rüstung, bzw. die Zahnbürstenschrubboline, die im Inneren steckte, entschuldige sich: „Oh oops!“ Der Roboter musste dem nächsten Schwerthieb ausweichen, als er hörte, wie weitere Dachziegel vor dem Schloss auf dem Boden aufschlugen. Der Roboter sperrte die Zahnbürstenschrubboline in der Rüstung im Treppenhaus ein und eilte dann weiter, um sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen: Im Ballsaal zerschmetterte die XXL Poliermarie eine der großen Fensterscheiben nach der anderen.

Dem Roboter verschlug es die Sprache. Erst recht als er durch eine der zerschmetterten Scheibendas königliche Pony sah. Beziehungsweise das, was davon übrig geblieben war. Das Ponymasterteam hatte das Pony so zurecht gestriegelt, dass es transparent geworden war. Nur der Umriss war noch zu erkennen. Und natürlich die Hufe. Die hatte Schmiedolin nicht mit Hufeisen, sondern mit bunten Schuhen ausgestattet. Den Farben nach zu urteilen, hatte sich das königliche Pony seine Hufschuhe selbst ausgesucht.

Was für ein Chaos! Dem Roboter war klar: Er musste handeln. Und nachdem er schon daran gescheitert war, den Großväterchenentstauber aufzuhalten, wollte er der riesigen Poliermarie lieber gar nicht erst in den Weg treten, geschweige denn dem dreiköpfigen Ponymasterteam oder der schwertschwingenden Zahnbürstenschrubboline. Außerdem musste irgendwer Dachbert vom Dach holen, bevor er sämtliche Dachziegel zerschmetterte. Dem Roboter blieb nichts anderes übrig, als noch einen Roboter zu erschaffen. Einen, der das Chaos beseitigen würde. Einen Kolossus 95E. Einen Verschrottungsroboter.

Kaum war der Kolossus fertiggestellt, leuchteten seine Augen rot auf. Dann sprach der Kolossus  nur ein einziges Wort: „Ausschalten!“ Augenblicke später stapfte er mit schweren Schritten los. Dem Roboter sank das Metallherz in die Hose. Er mochte sich gar nicht vorstellen, was der Kolossus mit Dachbert und den anderen tun würde.

Tatsächlich dauerte es nicht lange, da war es gespenstig still im Schloss. Nur die schweren Schritte des Kolossus hallten noch durch die Gänge … und sie kamen näher! Der Kolossus stapfte direkt auf den Roboter zu. Der Roboter war entsetzt. Würde der Kolossus nun auch ihn ausschalten? Schnell versteckte sich der Roboter in der Garderobe. Von seinem Versteck aus beobachtete er, wie der Kolossus sich mit seinen rot glühenden Augen umblickte. Der Roboter wusste: Er hatte ein Monster erschaffen! Und jetzt saß er selbst in der Falle.

Da – plötzlich – wurde die Tür aufgerissen. Aber nicht die Tür der Garderobe, sondern die Haustür. Die Prinzessin war zurück! Voller Freude rief sie: „Schau mal, was ich gefunden habe!“ Am lang ausgestreckten Arm hielt sie ihrem Freund, dem Roboter, ein rosa Kleid entgegen. Erst da merkte sie, dass sie nicht ihrem Freund, sondern einem Riesenroboter mit rot glühenden Augen gegenüberstand, der nur einen Gedanken kannte: „Ausschalten!“.

Die Prinzessin erstarrte. Aber nicht nur sie. Auch der Kolossus rührte sich nicht mehr, als seine Augen auf das rosa Kleid der Prinzessin fielen. Die Prinzessin bemerkte den Blick des Kolossus und mit einem Schlag war ihr klar, dass der Riesenroboter einen genauso guten Modegeschmack hatte wie sie selbst. Geistesgegenwärtig reagierte sie: „Das, öh, hab für Dich gekauft.“ Und der Kolossus, der bislang nur das Wort „Ausschalten“ kannte, murmelte plötzlich: „Anziehen“.  Die Prinzessin hielt ihm weiter das rosa Kleid entgegen und sagte: „Ja, zieh es an. Das ist für Dich.“ Zögerlich griff der Roboter nach dem Kleid. Dann zog er es an. Es passte wie angegossen und machte aus dem Kolossuseinen völlig neuen Roboter. „Danke“, sagte er zur Prinzessin und gab ihr einen sanften Kuss auf das königliche Haupt.

Nun traute sich auch der Roboter wieder aus seinem Versteck. Er beichtete der Prinzessin, was vorgefallen war. Als die Prinzessin die Sache mit dem Pony hörte, schaute sie besorgt aus dem Fenster. Als sie das kleine Pferd aber glücklich und stilsicher über die Koppel galoppieren sah, schien ihr die Sache gar nicht so schlimm. Im Gegenteil: Das Pony machte in seinen stylishen Sneakern einen äußerst fröhlichen Eindruck. Dennoch machten die Prinzessin, der Roboter und der Kolossus einen Schlossrundgang, um sich einen Überblick über die Lage nach dem Frühjahresputz zu machen.

Dachbert hatte das Dach teilweise abgedeckt und die Prinzessin war begeistert, dass sie jetzt durch die Öffnungen im Dach die Sterne beobachten konnte. Auch die Ahnen gefielen der Prinzessin viel besser als zuvor. Und die kaputten Fenster im Ballsaal, na ja, die würden sie wohl schon ersetzen müssen – eine gute Gelegenheit, die Wärmedämmung im Schloss zu verbessern. Das Allerbeste aber war, dass sie nun endlich Gesellschaft auf dem Schloss haben würden. Denn als der Kolossus die Putzroboter „ausgeschaltet“ hatte, hatte er sie wirklich nur ausgeschaltet. Mit einem einfachen Tastendruck ließen sich die Maschinenwesen  wieder einschalten. Ein Programmierer besserte ihre Software noch ein kleines bisschen nach und von da an lebten alle glücklich und zufrieden auf dem Schloss.

Förderer

Gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, und dem NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste

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